Eine Website zu Projekten aus dem Unterricht und außerunterrichtlichen Bereich von

Ulrich Fischer-Weissberger 

Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Waldkirch

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Überlebende des Völkermords an den Juden in Litauen berichten

 

Ich veröffentliche hier einen Rundbrief des "Hilfsfonds Ghettoüberlebende Baltikum". In ihm berichten zwei Überlebende von ihren schrecklichen, aber auch ermutigenden Erlebnissen aus der Verfolgung durch die Nazimörder und ihre litauischen Helfeshelfer. Unterstützen Sie die noch lebenden Opfer, wenden Sie sich an den Hilfsfonds! mehr

Uli Weissberger. 22.10.2004

 

An die Spenderinnen und Spender

Izaokas Glikas und Edmundas Zeligmanas besuchten mit noch vier anderen litauischen Holocaust Überlebenden auf Einladung eines katholischen Erwachsenenbildungswerke im Saarland eine Woche lang auch Freiburg (15. 22.10.91). Der Schwarzwald und die Vogesen im Herbstlicht, Basel und Freiburg all die intensiven Landschafts und Kulturerlebnisse vermochten nichts dagegen auszurichten, dass im Mittelpunkt der Begegnung immer wieder die Vergangenheit stand, die sich nicht auslöschen lässt, die sich in jeweils neuen Verfolgungsgeschichten in die Gespräche drängte.

Um das Schicksal von lzaokas Glikas aufzunotieren, habe ich ihn interviewt. Edmundas Zeligmanas hat, was er unter der deutschen Besatzung erlebte, in Litauisch aufgeschrieben, Rozeta Ranioniene seinen Bericht ins Deutsche übersetzt, ich habe den Inhalt des Textes völlig, die Wortwahl weitgehend unangetastet, gelassen, den Sprachduktus beizubehalten versucht und mich sonst um sprachliche und sachliche Richtigkeit und Klarheit gekümmert.

Für ein Interview mit Polina Zingeriene, der Ältesten der Gruppe, blieb keine Zeit. Sie wird ihre lange Schreckensgeschichte von Ghetto KZ Stutthof und Todesinarsch in der nächsten Zeit aufschreiben.

Die beiden relativ jungen Frauen Rozeta Ramoniene und Gita Grimmaniene (die Besucher waren im Hinblick auf ihr Alter ganz untypisch für den Verein ehemaliger Ghetto Häftlinge kennen ihre eigene Verfolgungsgeschichte fast nur aus zweiter Hand, aus Erzählungen. Rozeta war ein, Gita zwei Jahre, als die Deutschen in Litauen einfielen. Rozeta überlebte, ähnlich wie Izaokas Glikas und Edmundas Zeligmanas, in immer wieder neuen Verstecken. Gita war mit ihrer Familie ins Ghetto von Kaunas gezwungen und als die Kindermord - Aktion drohte. in einem Kartoffelsack hinausgeschmuggelt worden. Fast alle Angehörigen der beiden Frauen wurden umgebracht.

Nijole Nausediene weiß nicht, wer sie ist. Sie wurde als acht Monate altes Babv unterernährt und krank mit falschem Namensschild auf der Eingangstreppe eines litauischen Kinderheimes gefunden, das an der Straße lag, durch die jeden Morgen Ghetto Häftlinge zur Arbeit getrieben wurden. Nur durch den ungewöhnlichen Einsatz eines litauischen Arztes hat das Kind überlebt.

Die Besucher gehören zu den lange Zeit vergessenen baltischen NS Opfern, um die sich unser Hilfsfonds seit 1993 kümmert: In der Vergangenheit durch Geldzuwendungen für das Lebensnotwendige, seit dem Frühjahr 1998 durch vier verschiedene Projekte.

Die seit demSommer 1998 durch die Jewish Claims Conference übermittelte deutsche Rente von 250 DM im Monat, die gerade zu einem sehr sparsamen Leben reicht, erhalten von unseren Besuchern nur Edmundas Zeligmanas und Polina Zingeriene. Die anderen , Izaokas Rozeta, Gita (Nijole ist noch nicht als NS Opfer anerkannt) konnten die geforderten Papiere nicht beibringen wie außer ihnen noch 27 andere Überlebende in Litauen (von 160). Sie können aber wie die anderen sicher sein,bei akuter Krankheit, notwendigen Rehabilitationsmaßnahmen bei Pflegebedürftigkeit im Alter, also in Notfällen durch den Hilfsfonds, d.h. durch Ihr Spendengeld unterstützt, nämlich angemessen betreut und versorgt zu werden.

Im Rahmen des 1. Projektes "Pflege" erhalten inzwischen in Litauen 46 alte, gebrechliche Menschen, die sich nicht mehr selber helfen können, eine Zugehfrau (Stand: 1.10.99): Dafür müssen 4.600 DM im Monat bezahlt werden. Für die Hilfsmaßnahmen der 3 anderen Projekte: "Zahnersatz", "Rehabilitation" "Notfälle" brauchen wir im Durchschnitt etwa 3. 000 DM monatlich.

Das heißt: wir benötigen im Monat um die 7.600 DM, Bis jetzt ist es trotz allgemeiner Spendenmüdigkeit geglückt, die für die Projekte notwendige Summe aufzubringen dank Ihrer großzügigen und verlässlichen Spendenbereitschaft und des finanziellen Polsters ans dem ertragreichen Jahr 1998, das ebenfalls Ihnen zu verdanken ist. Wir müssen es aber auch weiterhin schaffen bitte helfen Sie dabei.

Es darf nicht sein, dass die Menschen, die so Furchtbares durch Deutsche erfahren haben, nicht wenigstens im Alter die Hilfe erhalten, die sie nötig brauchen. Und auch die Sicherheit, nicht alleingelassen zu sein.

Sie sind auf eine so herzbewegende Weise dankbar.

M. Zmarzlik