Eine Website zu Projekten aus dem Unterricht und außerunterrichtlichen Bereich von

Ulrich Fischer-Weissberger

Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Waldkirch

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Naziwandbilder im Waldkircher Rathaus

Die Dialektik der faschistischen Ästhetik

Jeden Tag schauen wir in das Antlitz der faschistischen "Kunst- und Kulturtechnik". Wer glaubt, dass durch den Sieg der Alliierten über die deutsche Wehrmacht die Ergebnisse und Wirklichkeit des Faschismus verschwunden seien, irrt. Es war nur der politische Sieg über den NS, die Wirkungen und Realitätsbildungen der Nazis existieren in den kulturellen Standards der nachfaschistischen Gesellschaften.

Die Plagiate der "NS-Künstler" waren beteiligt an der Architektur, dem Film, dem Bild usw. unserer Kultur. In jedem Kriegsfilm begegnen uns die Bilder einer Leni Riefenstahl aus dem Nürnberger Parteitagsgelände, in jedem Actionfilm sehen wir die Pose der "HJ-Kämpfer", sehen wir die "Kämpferkameraden" aus den Wochenschauen der Nazipropagandisten.

Der NS war ein Kind seiner Zeit. In ihm drückt sich die Ablehnung der Moderne, der modernen Kultur und Gesellschaft, mit den plagiierten technischen Mitteln der selben aus. Die Produkte der "Nazi-Künstler" sind keine authentischen Kunstwerke, sie sind Plagiate, die von der Antike bis in die Moderne alles nur kindisch nachmachen.Die Moderne wird in ihr Gegenteil verkehrt.

Im NS sehen wir das Negativ der Moderne.

Aus der Demokratie wird die Willkür des Pöbels.

Aus Dekonstruktion, Analyse, Synthese und Erkenntnis wird krampfhaft-gewalttätige Konstruktion, Auseinanderreißen, Zusammenzwingen und blinder Irrationalismus.

Die Durchdringung und Abbildung von Wirklichkeit wird zu Schein und Lüge, sie wird gefälscht; das Kriegserleben wird negiert und Helden vorgeführt. Das Bild wird zur Waffe in der Hand des Propagandisten, die zerstört. Der Kriegsbericht wird in den Wochenschauen oder Landserheftchen zur geschönten Heldengeschichte.

Aus Emanzipation wird mörderische Versklavung.

Mit dem Ende der politischen Herrschaft war die faschistische Ästhetik nicht abgeschafft. Sie wurde zu einem Merkmal unserer Kultur. Sie darf ihre unmenschliche Wirkung nicht mehr entfalten. Ihr Schein, ihre Fassadenhaftigkeit dürfen nicht mehr von den Wänden im Waldkircher Rathaus starren. Die Bilder im Rathaus lügen. Beenden wir diese Lüge.