Eine Website zu Projekten aus dem Unterricht und außerunterrichtlichen Bereich von

Ulrich Fischer-Weissberger

Lehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Waldkirch

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Suggestive Kamera

 

 

Bei Dokumentarfilmen ist es umstritten, die Kamera so einzusetzen, dass durch die Bilder beim Zuschauer bestimmte Gefühle entstehen, diese also vom Bild bewusst ausgelöst oder suggeriert werden.

Im Laufe der Arbeit ist mir zusehends klarer geworden, dass eine suggestive Kamera notwendig ist, denn durch eine rein an den Verstand gerichtete und Gefühle nicht evozierende Kamera führung würden große Teile des authentischen Erlebens aller Beteiligter verloren gehen.

Grundvoraussetzung einer suggestiven Kamera ist die strikte Orientierung an den authentischen Gefühlen der Beteiligten; es dürfen keine Gefühle unterschoben werden, so wie durch eine „scheinobjektive“ distanzierte Kamera Gefühle ausgeblendet werden. Durch bloßes Berichten geht die Erlebensdimension derselben verloren und wir erhalten einen „toten“ Film.

So ist es notwendig, die Beteiligten beim Schnitt nicht außen vor zu lassen, sondern diese in den Schnittprozess einzubeziehen und ihr Einverständnis in Bezug auf die „Suggestion durch die Bilder“ zu erwirken, falls dies organisatorisch möglich ist.

Da durch die suggestive Kamera die Gefühle der Betrachter beeinflusst werden, dürfen diese nicht unzulässig manipuliert werden, Manipulation wäre das Überschreiten der Persönlichkeitsgrenze, das Eingreifen in die Autonomie und Selbstbestimmung der Zuschauer und der am Film Beteiligten.

Ein Beispiel für die suggestive Kamera:

In der Sequenz „vom Tod eines jungen Mannes: der wahre Held“ unterhalten sich Mirko und Herr Droßel zunächst über das Ereignis; mitten im Gespräch über das Ereignis beginnt plötzlich das Ereignis, gespielt von Herrn Droßel und Mirko, dann geht das Gespräch zwischen beiden weiter.

Es ist nicht „zulässig“ das Ereignis mit realistischen Bildern zu bringen, deshalb habe ich es verfremdet, indem ich die Bilder unscharf, in Zeitlupe und in Schwarz-Weiß ablaufen ließ. Durch eine realistische Wiedergabe wären die Gefühle der Zuschauer und beider Beteiligten verletzt worden, da sie zu stark persönlich emotional aufgeladen sind, dagegen werden sie durch die Verfremdung eben fremd und allgemeiner, behalten aber ihre Authentizität.

Links:

Vorgehen beim Schneiden