Das Brandmal
Der Junge von Dagda

Ein Gesicht, die Augen weit offen, den Blick, gerichtet in eine unbestimmte Ferne. Trauer und Schmerz umwehen sein Profil. Das Erzählte wird zum Bild – farblos:

Ein Hohlweg, ein müder Mensch in Uniform, schwer gehend.

Wieder die weit offenen Augen, der gequälte Blick.
Er hat etwas von einem Jungen, der nicht weiß, warum er das erleben muss.

Er sieht ein Tal, eine Grube. Menschen - Opfer: Männer, Frauen und - Kinder.
Ein Kind greift nach dem Erwachsenen neben sich; brutal wird die Hand immer wieder zurückgeschlagen.

Er möchte die Hand vor die Augen halten, die Bilder stoppen.

Doch ungerührt, immer wieder wird die Hand zurückgeschlagen.

Das Kind in den Arm nehmen, weggehen, hinaus.

Doch wieder die Hand.
Eine Pistole.

Der Kopfschuss.

Ins Massengrab.
Hineingetreten.

An einen Baum gelehnt ein SS-Mann, stumpf: "Hau bloß ab!"

Heinz flüstert: "So etwas vergisst man nicht."

Jeder Waldrand - tot.

Mooswaldklinik, 1.08.2002